Schulgeschichte und Gagarin

Im Verlauf der Forschung zur Geschichte unseres Hauses sind noch viele Informationen zu verarbeiten. Dabei erkennen wir immer mehr, dass es in den vergangenen Jahrzehnten seit dem Ende des II. Weltkrieges viele Einschnitte und Sprünge im Bild unserer Einrichtung gab, wenn wir von der Schule in Groß Pankow ausgehen. Irgendwann wurde die Schule in Kuhsdorf geschlossen und in Groß Pankow eingebunden. Nach der Wende 1990 kam auch die Schule Wolfshagen dazu. Vor etwa zehn Jahren musste die Kleine Grundschule Lindenberg ein Aus erleben und auch hier wurde eine Eingliederung nach G.P. vorgenommen.

 

Es begann in Groß Pankow im ehemaligen Kindergarten mit 2 Klassen nach 1945 ohne Lehrmittel und materielle Voraussetzungen.

 

Zeitweilig wurden die Räume zu klein, auch als man bis etwa 1949 auf vier Klassen aufstockte. Beiläufig mussten Räume in der alten Gaststätte angegliedert werden. Immer waren Provisorien Begleiter in den Schuljahren. Gegen Ende der fünfziger Jahre wurde die ehemalige Tischlerei Langerwisch gekauft und zum Unterrichtsgebäude umfunktioniert, weil die Schüler ab der 7. Klasse in Perleberg nicht mehr aufgenommen werden konnten. Die Schule war ab dann übers Dorf verteilt.

 

Mit der Planung eines größeren Schulhauses (heutiges Hauptgebäude) und dessen bauliche Erstellung hoffte man auf stabilere Arbeitsbedingungen. Man spürte jetzt einen Aufschwung der zunächst mit den politischen und wirtschaftlichen Bedingungen der damaligen DDR auch eine inhaltliche Prägung bekam.

 

In den 60-er Jahren kam es zum Wettlauf der großen politischen Lager unter anderem auch in der Weltraumforschung, die selbstredend auch eine breitangelegte propagandistische Begleitung fand.

 

Ein besonderer Zug der Zeit war die Prägung großer Idole verknüpft mit entsprechender politischer Erziehung. In diesen Sog geriet auch der Name Gagarin.

 

Der erste Mann im Kosmos, Kosmonaut und Offizier in der Sowjetarmee, schneller-höher-weiter.

Kein schlechtes Vorbild aber eben erstmal eine nahezu inflationäre Welle der Namensvermittlung.

 

Es waren tausende Einrichtungen, Brigaden, Betriebe und Kollektive und je intensiver und länger in der DDR diese Vorbildschmiede ausgeleiert wurde, umso mehr verkehrte sich die Wirkung ins Gegenteil. Die Polytechnische Oberschule „Juri Gagarin“ bekam also einen Neubau, eine Turnhalle und ein helles Küchengebäude. Wenn man die Einträge in Klassenchroniken jener Zeit liest, bemerkt man eine andere Welt. Sowohl andere Werte als auch andere Vorstellungen von Bildung. Mit dem Umschwung und der deutschen Einheit wandelte sich das Haus in eine Gesamtschule. Ein provisorisches Lehrgebäude musste die erneute Raumnot überbrücken. Im Verlauf der Jahre der Gesamtschule veränderte sich das Schulbild, wie sich auch das Bild der Amtsgemeinde veränderte.

 

Probleme mit der ländlichen Struktur nahmen mit dem Rückgang der Geburtenzahlen für das Schulmodell zu. Gagarin als Name des Hauses war nicht mehr so modern und hielt sich irgendwie nebenher in der Schulbezeichnung. Das Ende der Gesamtschule wurde um die Jahrtausendwende besiegelt. Es blieb die Grundschule, die nun das Gebäude des alten Kindergartens räumte. Mit den Jahren veränderte die Schule nochmals ihr Gesicht. Es kam zum erneuten großen Umbau und zum Abriss einiger alter Gebäudeteile. Die Gebäudekapazität wurde verkleinert und so entwickelte sich der jetzige Eindruck.

 

Etwa vor 7 Jahren kam es zum Beginn einer inneren Neuprofilierung. Noch immer gab es den Namen Gagarin. Das war es dann aber auch. Die Diskussion über Sinn und Bedeutung und um ein neues Selbstverständnis begann.

 

Im Fazit hat der Name sicher wie vieles eine Propagandageschichte…aber Geschichte ist das, woraus wir lernen und Identifikation beziehen.

 

Der erste Flug eines Menschen in den Weltraum ist eine große Menschheitsleistung und hat auch heute unter nüchterner Betrachtung etwas von Eroberung neuer Horizonte, von Streben nach Wissen und von Persönlichkeit, die hier ein ganz einfacher kleiner Mann bewiesen hat. Gagarins Name gereicht zum Vorbild und zur Würdigung, aber auch dazu politische Vereinnahmung kritisch in den Zeitkontext einzuordnen.

 

Der Traum vom Fliegen geht durch Jahrhunderte und erfordert Wissen, Können, Fleiß und Ausdauer, Forschergeist und Pionierleistung bis in die Gegenwart. Unsere Medienwelt verstellt häufig einen bewussten Blick auf Ansprüche an moderne Bildung. Vieles erscheint in seiner Leichtigkeit fast selbstverständlich.

 

Da dies in der Realität aber mehr denn je höchste Bildungsansprüche voraussetzt, haben wir diesen Traum vom Fliegen aufgegriffen und in unserem Selbstverständnis als Grundschule Juri Gagarin belebt.

 

Es gibt alte Dokumente und doch fast nichts aus der Zeit vor 1945. Zeitberichte zusammenfügen und zu einer neuen Kette verknüpfen ist eine Aufgabe der nahen Zukunft. Der ehemalige Lehrer der Schule Dieter Hauk rettete viele Informationen und Materialien vor dem Untergang. Dafür gilt ein großes Dankeschön. An dieser Stelle der Internetseite werden in Zukunft einige exaktere Zeitinformationen vorgestellt. Die Jahreszahl der Gründung der Schule soll konkreter benannt werden um auch auf ein Jubiläum des Hauses orientieren zu können.

Wir würden uns freuen, wenn Sie liebe Leser weiter zur Erhellung unserer Informationen beitragen könnten. Dazu sind Fotos, Erinnerungsberichte und alle noch greifbaren Zeugnisse sehr hilfreich.

Zudem Schulgeschichte ist sehr interessant.

 

Ein kleiner Ausblick in die Zukunft

Im Moment ist eine Planung in Arbeit, die eine bauliche Erweiterung und Erneuerung des Schulhauses mit dem Zeitraum 2021/22 ins Auge fasst. Ein neues Kapitel der Schulgeschichte steht ins Haus.

Wir freuen uns schon darauf.